Monte Carlo, 15. September 2014:
Die derzeitige Situation in der weltweiten Schaden-Rückversicherung ist durch einen intensiven Wettbewerb geprägt. Das Angebot an Rückversicherungskapazitäten liegt weiterhin deutlich über der Nachfrage. Ursächlich hierfür ist im Wesentlichen die sehr gute Kapitalausstattung der meisten Erstversicherer aufgrund von ausgebliebenen Großschäden in Regionen mit hohem Risikopotenzial. Angesichts dessen geben die Zedenten weniger Risiken in die Rückversicherung. Zusätzlicher Druck auf die Preise, insbesondere im Naturkatastrophengeschäft in den USA, entsteht durch den Zufluss von Kapital aus alternativen Märkten: dem Markt für Katastrophenanleihen (ILS), dem wiederum erhebliche Mittel von Pensions- und Hedgefonds zufließen.
Zudem belastet das anhaltend niedrige Zinsniveau die Rückversicherer, sodass die Disziplin bei der Preisfindung angesichts geringerer Investmenterträge eine besonders hohe Bedeutung gewinnt. Diese Rahmenbedingungen dürften – sofern auch im laufenden Jahr marktverändernde Großschadenereignisse ausbleiben – wiederum die Vertragserneuerungsrunde zum 1. Januar 2015 bestimmen. Einerseits dürfte damit zwar der Wettbewerbsdruck weiterhin hoch bleiben. Andererseits dürften die Rückversicherungspreise sich von Ausnahmen abgesehen im Vergleich zu dem für das Zeichnungsjahr 2014 erneuerten Geschäft stabilisieren, da der Raum zu weiteren Ratenreduzierungen bei Beachtung der notwendigen Eigenkapitalrendite der Rückversicherer begrenzt ist.
Mit ihrer ertragsorientierten Zeichnungspolitik sieht sich die Hannover Rück gut auf die Bedingungen des weichen Markts eingestellt. „In diesem Umfeld ist es entscheidend, diszipliniert auf risikogerechte Vertragskonditionen zu achten”, unterstrich der Vorstandsvorsitzende Ulrich Wallin während einer Pressekonferenz in Monte Carlo. „Für bedarfsgerechte Preise können sich unsere Zedenten auf qualitativ hochwertige Deckungskonzepte verlassen. Dort, wo risikoangemessene Preise nicht zu erzielen sind, sind wir bereit, auch zukünftig Geschäft aufzugeben.”
Trotz der weichen Marktbedingungen in der Schaden-Rückversicherung sieht die Hannover Rück angesichts der steigenden Wertekonzentration in Ballungszentren und der Einführung risikobasierter Solvenzsysteme einen steigenden Bedarf nach hochwertigem Rückversicherungsschutz. Hier sind insbesondere die Wachstumsmärkte in Asien und Lateinamerika sowie die landwirtschaftlichen Risiken zu nennen.
Für ihre drei Säulen der Schaden-Rückversicherung – die Zielmärkte, das Spezialgeschäft und die globale Rückversicherung – erwartet die Hannover Rück für die Vertragserneuerungsrunde zum 1. Januar 2015 folgende Entwicklungen:
Der nordamerikanische Erstversicherungsmarkt profitiert weiterhin von einem Aufschwung. Das Ausbleiben von größeren Naturkatastrophen und sonstigen Großschäden macht sich jedoch auf der Rückversicherungsseite bemerkbar, sodass inzwischen ein Druck auf die Raten im Sach- und im geringeren Umfang im Haftpflichtgeschäft zu spüren ist. Bei nicht-proportionalen Rückversicherungsprogrammen, die einen über mehrere Jahre guten Schadenverlauf ausweisen, erwartet die Hannover Rück eine Tendenz zu Preisreduzierungen. In der proportionalen Rückversicherung sollten die Konditionen weiterhin auskömmlich bleiben.
Durch ihr breit diversifiziertes Portefeuille und eine weit gefächerte Angebotspalette ist die Hannover Rück in der Lage, ihren Kunden maßgeschneiderte Rückversicherungslösungen anzubieten. Daher geht das Unternehmen davon aus, trotz neu in den Markt kommenden Kapitals, seine Kundenbeziehungen profitabel ausbauen zu können.
Unter Kontinentaleuropa fassen wir die Märkte Nord-, Ost- und Zentraleuropas zusammen. Der größte Einzelmarkt ist dabei Deutschland.
Deutschland: In Deutschland sind die Marktbedingungen angesichts der hohen Belastungen aus Naturgefahren im Jahr 2013 und der zum Teil erst im laufenden Jahr sichtbar gewordenen Schadenerhöhungen weniger weich als in anderen Ländern.
Aufgrund dessen, dass zur Vertragserneuerungsrunde zum 1. Januar 2014 das gesamte Ausmaß der 2013er Schäden noch nicht bekannt war und die Erstversicherer Sanierungsmaßnahmen durchführen müssen, wird in den von Schäden betroffenen Sparten von zumindest stabilen Preisen und Konditionen in der kommenden Erneuerung ausgegangen. Gleiches gilt für die Kraftfahrt-Kaskoversicherung, deren Entwicklung seit einigen Jahren ebenfalls nicht profitabel verläuft. Belastet wurde die Situation zusätzlich durch die schweren Hagelereignisse „Andreas” und „Manni” im vergangenen Jahr. Zudem haben 2014 regionale Sommerunwetter bereits zu weiteren Schäden, vor allem in einigen westlichen Teilen Deutschlands, geführt.
Weiterhin Sorgen bereitet die durch eine Vielzahl von kleineren und mittelgroßen Schäden getroffene Industrie-Feuerversicherung in Deutschland.
Angesichts der hohen Schadenbelastungen im deutschen Markt wird erwartet, dass das Ratenniveau zum 1. Januar 2015 stabil bleibt.
Zentral- und Osteuropa: Politische Spannungen, Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise sowie ein intensiver Wettbewerb unter den Erstversicherern ändern nichts an der Tatsache, dass eine erhöhte Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Rückversicherungslösungen existiert. Insbesondere in den Märkten Zentral- und Osteuropas sieht die Hannover Rück einen hohen Zuwachs des Prämienvolumens in der mittelfristigen Perspektive – bei weiterhin weitgehend angemessenen Rückversicherungspreisen.
Das Jahr 2014 ist bereits durch mehrere signifikante Großschäden aus dem Airline-Bereich belastet. Trotz einer unverändert hohen Verfügbarkeit von Versicherungskapazitäten im Luftfahrtbereich ist davon auszugehen, dass diese Ereignisse mindestens zu einer Stabilisierung des Ratenniveaus für konventionelle Luftfahrt(rück)versicherung führen werden. Demgegenüber sind im Bereich der Kriegsdeckungen angesichts der jüngsten Schadenentwicklung substanzielle Prämienerhöhungen zu erwarten. Durch die langjährige Expertise in allen Sparten der Luftfahrtrückversicherung sieht die Hannover Rück auch in diesem Umfeld gute Geschäftsmöglichkeiten.
Die Transportrückversicherung zeigt nach einigen Jahren des harten Markts erstmals Aufweichungstendenzen. Dennoch sollte die Verschlechterung der Reserven für die Beseitigung der Wracks der „Costa Concordia” und „Rena” einen substanziellen Preisverfall aufhalten können. Für die Rückversicherung von Meerestechnikrisiken erwartet die Hannover Rück trotz steigender Versicherungssummen im Originalmarkt und unter Berücksichtigung von fehlenden Großschäden einen leicht nachgebenden Markt.
In der Kreditversicherung sowie im Bereich des Politischen Risikos bleiben die Schadenquoten im Vergleich zu den Vorjahren stabil auf gutem Niveau. In der Kautionsversicherung sinkt die Schadenlast auf Normalniveau nach zwei Jahren mit erhöhter Schadenaktivität. Insgesamt wird davon ausgegangen, dass die Preise in der Erst- und Rückversicherung stabil bleiben bzw. nur moderat unter Druck geraten.
Die Märkte für das Naturkatastrophengeschäft sind weiter durch ein Überangebot an Rückversicherungskapazitäten gekennzeichnet. Ausgebliebene Großschäden sorgten darüber hinaus – insbesondere in den USA – dafür, dass die Preise noch einmal deutlich zurückgingen. In einigen Segmenten bzw. Regionen wird davon ausgegangen, dass es nun zu einer Bodenbildung kommt, da die zu erzielenden Margen in Teilen nicht mehr risikoadäquat sind.
Nordamerika: In den USA sind die Preise sehr deutlich gefallen; besonders hoch war dabei der Preisabrieb in Florida. Angesichts dessen wird es immer schwieriger, ausreichende Margen zu erzielen. Auch wenn die Raten in Nordamerika maßgeblich davon beeinflusst werden, wie schadenträchtig die Hurrikansaison verläuft, dürften sie aus Risikogesichtspunkten nicht noch tiefer fallen. Hier ist die Zeichnungsdisziplin aller Marktteilnehmer gefordert.
Europa: Die zahlreichen Schäden aus Naturkatastrophen in Europa – sowohl 2013 als auch 2014 – sollten sich mindestens stabilisierend auf die Preise und Konditionen auswirken.
Japan: Trotz Ratenreduzierungen in der Erneuerungsrunde zum 1. April 2014 kann das Ratenniveau in Japan als insgesamt auskömmlich bezeichnet werden. Angesichts der Schäden aus dem Schneesturm im Februar 2014 ist nicht davon auszugehen, dass sich die Raten weiter reduzieren.
Australien/Neuseeland: Aufgrund der Ungewissheit bezüglich der weiteren Schadenabwicklung aus dem Erdbeben in Neuseeland 2011 ist davon auszugehen, dass sich die Raten mindestens auf einem stabilen Niveau bewegen sollten. Auch für den australischen Markt wird von insgesamt stabilen Preisen ausgegangen. Die Hannover Rück ist in beiden Märkten gut vertreten, sowohl als traditioneller Rückversicherer als auch im Rahmen ihrer Aktivitäten im ILS-Markt.
Das weltweite Vertragsgeschäft entwickelt sich je nach Markt und Region unterschiedlich.
Asiatisch-pazifischer Raum: Die Märkte sind auch hier durch einen intensiven Wettbewerb gekennzeichnet, sodass die Raten insgesamt zurückgehen. Angesichts der weichen Marktbedingungen konzentriert sich die Hannover Rück auf ihre guten und langfristigen Kundenbeziehungen und ergänzt ihr Portefeuille durch profitables Nischengeschäft.
Lateinamerika: Hier ist das Wachstum unverändert hoch, gleichwohl waren aufgrund des vorhandenen Überangebots in den Märkten Zentral- und Südamerikas leichte Ratenrückgänge zu verzeichnen. In vielen Ländern Lateinamerikas ist allerdings eine verstärkte Nachfrage nach Security und Know-how zu beobachten, sodass finanzstarke Rückversicherer Geschäft zu adäquaten Preisen zeichnen können. Für die Hannover Rück gehört Lateinamerika zu den Wachstumsmärkten.
Landwirtschaftliche Versicherungen: Der steigende Bedarf an Agrarrohstoffen und Nahrungsmitteln und auch die Zunahme von extremen Wetterereignissen führen insbesondere in den Schwellen- und Entwicklungsländern zu einer höheren Nachfrage nach landwirtschaftlichen Deckungen. Aber auch die jüngsten Naturkatastrophen in Europa sollten für weiteres Interesse sorgen, sich gegen potenzielle Ernteausfälle abzusichern. Insgesamt bietet die wachsende Implementierung öffentlich-privater Partnerschaften sowie ein immer breiteres Produktspektrum zunehmend Möglichkeiten der Generierung von profitablem Geschäft mit landwirtschaftlichen Versicherungen.
Insurance-Linked Securities: Die Hannover Rück arbeitet mit dem ILS-Markt in mehrfacher Hinsicht zusammen, zum einen für den Schutz ihrer eigenen Katastrophenrisiken und zum anderen, um Versicherungsrisiken ihrer Kunden in den Kapitalmarkt zu transferieren. Dies geschieht vorrangig durch die Form der sogenannten besicherten Rückversicherung und wird ergänzt durch die Ausgabe von Katastrophenanleihen. Aufgrund der vorteilhaften Situation für den Investor wie für den Rück- und Erstversicherer geht die Hannover Rück von einer stabil wachsenden Nachfrage für die nächsten Jahre aus. Darüber hinaus tritt das Unternehmen selbst als Investor in Katastrophenanleihen auf und stellt somit sicher, alle Möglichkeiten des ILS-Marktes nutzen zu können.
Strukturierte Rückversicherung/Advanced Solutions: Angesichts der Einführung risikobasierter Modelle für die Berechnung der Solvenzanforderungen auch außerhalb der Europäischen Union rechnet die Hannover Rück mit einer Ausweitung des Geschäfts. Die Nachfrage nach innovativen und maßgeschneiderten Rückversicherungslösungen steigt weiter, begünstigt durch ein verändertes Kaufverhalten vieler Kunden.
Die Hannover Rück erwartet bei ausbleibenden großen Schadenereignissen auch für die Vertragserneuerungsrunde zum 1. Januar 2015 einen intensiven Wettbewerb mit anhaltendem Druck auf Preise und Konditionen. Allerdings geht das Unternehmen davon aus, dass Rückversicherer mit hoher Bonität stärker von den Zedenten nachgefragt werden. „Wir sollten mit unseren exzellenten Ratings auch im Umfeld eines weichen Markts stabile, positive Geschäftsmöglichkeiten erwarten können”, sagte Wallin. „Verlässlichkeit, Expertise und etablierte Geschäftsbeziehungen sind für die Zedenten gerade in diesen Zeiten von entscheidender Bedeutung.”
Die Hannover Rück führt ihr konsequentes Zyklusmanagement verbunden mit einer strikten Zeichnungsdisziplin unverändert fort und setzt gemäß ihrer Underwriting-Strategie auf ein breit diversifiziertes Portefeuille aus hochwertigem Bestandsgeschäft, ergänzt um sich bietende Opportunitäten in Nischen und Spezialbereichen. Die Risikobewertung und -selektion im Rahmen der Zeichnungsentscheidung wird durch ausgefeilte mathematische Methoden und Exposure basierte Underwritingtools unterstützt.
Zudem sichert die Hannover Rück ihr Kapital insbesondere im weichen Markt durch die Nutzung eigener Rückversicherung. Mit dem Kauf von zusätzlichem Retrozessionsschutz reduziert sie die Volatilität des Geschäfts und schützt somit ihre starke Kapitalbasis.
Neben der Sicherung stabiler Erträge aus dem Rückversicherungsgeschäft ist für die Hannover Rück die Werterhaltung ihrer selbstverwalteten Kapitalanlagen von entscheidender Bedeutung. Dabei setzt das Unternehmen auf ein ausgewogenes Risiko-/Ertragsverhältnis und einen risikoarmen Kapitalanlagen-Mix.
Im laufenden Geschäftsjahr 2014 erwartet die Hannover Rück für den Konzern – auf Basis konstanter Währungskurse – stabile bis leicht steigende Bruttoprämieneinnahmen.
Unter der Prämisse, dass die Großschadenbelastung nicht wesentlich den Erwartungswert von 670 Mio. EUR übersteigt und es zu keinen negativen Entwicklungen an den Kapitalmärkten kommt, geht das Unternehmen für 2014 unverändert von einem Nettokonzerngewinn in der Größenordnung von 850 Mio. EUR aus.
Die Hannover Rück ist einer der weltweit führenden Rückversicherer. Sie betreibt alle Sparten der Schaden- und Personen-Rückversicherung und ist mit mehr als 3.500 Mitarbeitenden weltweit präsent. Das Deutschland-Geschäft der Hannover Rück-Gruppe wird von der Tochtergesellschaft E+S Rück betrieben. Gegründet 1966, wird die Hannover Rück als verlässlicher Partner für innovative Risikolösungen, ausgeprägte Kundennähe und finanzielle Solidität wahrgenommen. Die für die Versicherungswirtschaft wichtigen Ratingagenturen haben sowohl Hannover Rück als auch E+S Rück sehr gute Finanzkraft-Bewertungen zuerkannt: Standard & Poor’s AA- „Very Strong" und A.M. Best A+ „Superior".
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