Monte Carlo, 14. September 2015:
In der weltweiten Schaden-Rückversicherung ist die Wettbewerbsintensität angesichts ausgebliebener großer Schäden unverändert hoch und die gute Kapitalausstattung der Erstversicherer führt tendenziell auch weiterhin zu erhöhten Selbstbehalten. Folglich liegt das Angebot an Rückversicherungskapazitäten immer noch über der Nachfrage. Zudem steigt das Angebot an Rückversicherung durch den weiter wachsenden ILS-Markt (u. a. Katastrophenanleihen).
„Dessen ungeachtet stellen wir gegenüber dem Vorjahr ein verringertes Überangebot an Rückversicherungskapazität fest. Vor allem die anziehende Konjunktur in den USA, der größte Rückversicherungsmarkt weltweit, setzt dabei positive Signale für die Prämienentwicklung in den entwickelten Märkten“, sagte der Vorstandsvorsitzende Ulrich Wallin während einer Pressekonferenz in Monte Carlo.
Gleichwohl hält die Hannover Rück unverändert an ihrer selektiven Zeichnungspolitik fest. „Wir konzentrieren uns auf die Verträge, bei denen wir nach unserer Beurteilung ein ausreichendes Preisniveau erzielen können“, sagte Wallin. Die Disziplin bei der Preisfindung bleibt angesichts geringerer Investmenterträge aufgrund der Niedrigzinssituation an den Kapitalmärkten von zentraler Bedeutung.
Für die Vertragserneuerungsrunde zum 1. Januar 2016 erwartet die Hannover Rück, dass die Rahmenbedingungen weitgehend so bestehen bleiben – sofern auch im laufenden Jahr marktverändernde Großschadenereignisse weiterhin ausbleiben. Vor diesem Hintergrund als auch aufgrund der gestiegenen Frequenz von Einzelrisikoschäden erwartet die Hannover Rück, dass sich die Rückversicherungspreise teilweise stabilisieren bzw. sich in einigen Sparten und Märkten Raum für Ratenerhöhungen bietet.
Die Hannover Rück geht vor allem in den asiatischen und lateinamerikanischen Märkten sowie für das Geschäft der landwirtschaftlichen Risiken von einem guten Wachstumspotenzial aus. Zudem sorgt eine sich stetig verändernde Risikolandschaft in der (Rück-)Versicherung für die Entwicklung neuer Produkte. Angesichts der zunehmenden Digitalisierung sieht die Hannover Rück ein höheres Gefährdungspotenzial und damit einen steigenden Bedarf bei Produkten zur Absicherung von Cyber-Risiken. Auch die Nachfrage nach Produkten zur Absicherung von Wetterextremen dürfte in Zukunft weiter ansteigen. Hier steht die Hannover Rück ihren Kunden bei der Produktentwicklung und Markteinführung partnerschaftlich zur Seite.
Für ihre drei Säulen der Schaden-Rückversicherung – die Zielmärkte, das Spezialgeschäft und die globale Rückversicherung – erwartet die Hannover Rück für die Vertragserneuerungsrunde zum 1. Januar 2016 folgende Entwicklungen:
Der nordamerikanische Erstversicherungsmarkt hat sich stabilisiert, sodass sich die Raten nunmehr seitwärts bewegen. Das weitere Ausbleiben von größeren Naturkatastrophen und sonstigen Großschäden macht sich jedoch auf der Rückversicherungsseite bemerkbar, wodurch ein gewisser Druck auf die Raten im Sach- und im geringeren Umfang im Haftpflichtgeschäft zu spüren ist. Bei nicht-proportionalen Rückversicherungsprogrammen, die einen mehrjährigen guten Schadenverlauf aufweisen, erwartet die Hannover Rück weiterhin eine Tendenz zu Preisreduzierungen. In der proportionalen Rückversicherung sollten die Konditionen weiterhin auskömmlich bleiben, obwohl auch hier ein erhöhter Druck auf die Bedingungen erkennbar ist.
Mergers & Acquisitions-Aktivitäten werden sowohl auf der Erst- als auch Rückversicherungsseite zu Neuausrichtungen führen, von denen die Hannover Rück durch ihre langjährig gewachsenen und etablierten Kundenbeziehungen weitgehend profitieren kann.
Das Unternehmen geht davon aus, trotz neu in den Markt kommenden Kapitals, seine Kundenbeziehungen, wie in der Vergangenheit, profitabel ausbauen zu können.
Unter Kontinentaleuropa werden die Märkte Nord-, Ost- und Zentraleuropas zusammengefasst. Der größte Einzelmarkt ist dabei Deutschland.
Deutschland: In Deutschland sind die Marktbedingungen angesichts der schadenintensiven Vorjahre in einigen Sparten weniger unter Druck als in anderen Ländern. Dabei zeigt sich seit 2014 vor allem die Entwicklung in der Kraftfahrtversicherung erfreulich. Für das kommende Jahr ist davon auszugehen, dass im Kraftfahrtgeschäft – als wichtigste Einzelsparte – die Prämien weiter steigen werden. In der Verbundenen Wohngebäudeversicherung bleibt die Situation trotz anhaltender Sanierungsbemühungen infolge der Sturmereignisse „Mike“ (März 2015) und „Niklas“ (April 2015) und des Hagelereignisses "Siegfried" (Juli 2015) weiterhin angespannt. Unter Beobachtung stehen die Entwicklungen in der Feuersparte, wo im laufenden Jahr eine höhere Frequenz von mittleren Schäden zu verzeichnen war.
Für ihr Deutschland-Geschäft geht die Hannover Rück in der kommenden Erneuerungsrunde deshalb von insgesamt stabilen Raten aus.
Zentral- und Osteuropa: Politische Spannungen, Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise sowie ein intensiver Wettbewerb unter den Erstversicherern ändern nichts an der Tatsache, dass eine erhöhte Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Rückversicherungslösungen existiert. In Frankreich können etablierte Rückversicherer trotz hohen Preisdrucks gute Geschäftschancen wahrnehmen. Trotz eines hohen Wettbewerbs in Russland liegen die Wachstumsraten immer noch über dem europäischen Durchschnitt. Insgesamt sieht die Hannover Rück in den Märkten Zentral- und Osteuropas weiterhin einen hohen Zuwachs des Prämienvolumens in der mittelfristigen Perspektive – bei weiterhin weitgehend angemessenen Rückversicherungspreisen.
Entgegen der ursprünglichen Erwartung haben die Schäden aus den Jahren 2014 und 2015 nicht zu einer langfristigen Stabilisierung des Ratenniveaus im Airline-Bereich geführt. Ungeachtet steigender Flottenwerte und Passagierzahlen rechnet das Unternehmen angesichts historisch niedriger Unfallraten und des unverändert hohen Angebots von Erst- und Rückversicherungskapazität mit einer Fortsetzung der bestehenden Weichmarktphase. Ebenfalls hat der Markt für Kriegsdeckungen nicht die zunächst erwarteten Prämiensteigerungen realisieren können.
Der Markt für Transportrückversicherung befindet sich nach Jahren zufriedenstellender Raten nun in einer Weichmarktphase. Als Folge einer geringen Schadenbelastung und daraus entstandener Überkapazität geht die Hannover Rück für die Rückdeckung von reinen Transportportefeuilles von weiter leicht fallenden Raten aus. Im Bereich Meerestechnik sorgt der niedrige Ölpreis für eine geringere Nachfrage nach Erstversicherungsdeckung. In Kombination mit hoher Überkapazität und intensivem Wettbewerb führt dies zu einem teilweise deutlichen Rückgang des Prämienaufkommens bei den Kunden. Trotz einer Reihe von größeren Schäden im laufenden Jahr 2015 erwartet die Gesellschaft für die Transportrückversicherung einen in der Summe weiter leicht nachgebenden Markt.
In der Kredit- und Kautionsversicherung bleiben die Schadenquoten im Vergleich zu den Vorjahren überwiegend stabil auf gutem Niveau. Ein moderater Anstieg der Schadenlast ist jedoch in den Schwellenländern festzustellen. Gleiches gilt für das Segment des Politischen Risikos, wo die Schadenquoten von niedrigem Niveau kommend leicht ansteigen. Insgesamt wird davon ausgegangen, dass die Preise in der Erst- und Rückversicherung stabil bleiben bzw. nur moderat unter Druck geraten.
Das Naturkatastrophengeschäft ist noch immer durch ein Überangebot an Rückversicherungskapazitäten gekennzeichnet; die Nachfrage ist bis auf den US-amerikanischen Markt konstant. Das Ausbleiben von Großschäden sorgte zudem weiterhin für Preisdruck. Allerdings zeigte sich im Laufe des Jahres 2015 eine Abschwächung der Preisreduzierungen. Diese Marktbedingungen führten zu den erwarteten Konsolidierungen in Form von Mergers & Acquisitions.
Nordamerika: In den USA sind die Preise auf risikoadjustierter Basis im Wesentlichen aufgrund ausgebliebener Großschäden im einstelligen Prozentbereich gefallen. In Florida erhöhte sich die Nachfrage nach Rückversicherung dadurch, dass viele Versicherer ihre Deckungen vom privatwirtschaftlichen Markt erworben haben, statt wie bislang von öffentlichen Versicherungsinstitutionen. Die zukünftige Preisentwicklung in den USA wird signifikant durch den Verlauf der diesjährigen Hurrikansaison geprägt sein; allerdings zeichnete sich schon in der Erneuerung zum 1. Juni/1. Juli 2015 ab, dass Rückversicherer keine weiteren Preisreduzierungen akzeptieren wollen.
Europa: Auch die europäischen Rückversicherungsmärkte standen 2015 unter Preisdruck. Programme, die in den letzten Jahren schadenfrei verliefen, werden vermutlich auch im kommenden Jahr Ratenreduzierungen erfahren.
Japan: Weitere deutliche Ratenreduzierungen in der Erneuerungsrunde zum 1. April 2015 haben zu einem Niveau geführt, das aus risikotechnischer Sicht keinen weiteren Preisabrieb zulässt.
Australien/Neuseeland: Die nach wie vor bestehende Ungewissheit bezüglich der Schadenabwicklung aus den Erdbeben in Neuseeland 2010/2011 hat einen stabilisierenden Einfluss auf die Raten in Neuseeland und Australien.
Das weltweite Vertragsgeschäft entwickelt sich je nach Markt und Region unterschiedlich.
Asiatisch-pazifischer Raum: Die Märkte sind hier weiter durch einen intensiven Wettbewerb gekennzeichnet, sodass die Raten insgesamt zurückgehen. Jüngste Großschäden sollten allerdings einen dämpfenden Effekt auf einen weiteren Ratenabrieb haben. Angesichts der weichen Marktbedingungen konzentriert sich die Hannover Rück auf ihre guten und langfristigen Kundenbeziehungen und ergänzt ihr Portefeuille durch profitables Nischengeschäft.
Lateinamerika: Generell wachsen die Länder Zentral- und Südamerikas mit unterschiedlicher Dynamik weiter. Aufgrund des vorhandenen Überangebots sind Ratenrückgänge, die nach Sparte und Art der Deckung verschieden ausfallen, zu verzeichnen. Dennoch besteht in vielen Ländern Lateinamerikas nach wie vor eine verstärkte Nachfrage nach hochwertigem Schutz, sodass finanzstarke Rückversicherer Geschäft zu adäquaten Preisen zeichnen können.
Landwirtschaftliche Versicherungen: Der steigende Bedarf an Agrarrohstoffen und Nahrungsmitteln sowie die Zunahme von extremen Wetterereignissen führen insbesondere in den Schwellen- und Entwicklungsländern zu einer höheren Nachfrage. Insgesamt bieten die wachsende Implementierung öffentlich-privater Partnerschaften sowie ein immer breiter werdendes Produktspektrum zunehmend Möglichkeiten der Generierung von profitablem Geschäft.
Insurance-Linked Securities: Die Hannover Rück nutzt den ILS-Markt sowohl für den Schutz ihrer eigenen Katastrophenrisiken, als Investor wie auch dazu, Versicherungsrisiken ihrer Kunden in den Kapitalmarkt zu transferieren. Dies geschieht vorrangig durch die Form der sogenannten besicherten Rückversicherung, aber auch durch die Ausgabe von Katastrophenanleihen. 2015 agierte die Hannover Rück für mehrere Kunden als Serviceanbieter und half, insgesamt 1,5 Mrd. USD an Haftung in Form von Anleihen in den Kapitalmarkt zu transferieren. Die Hannover Rück erwartet für die nächsten Jahre eine stabil wachsende Nachfrage in diesem Bereich.
Strukturierte Rückversicherung/Advanced Solutions: Angesichts der Einführung risikobasierter Modelle für die Berechnung der Solvenzanforderungen auch außerhalb der Europäischen Union rechnet die Hannover Rück mit einer Ausweitung des Geschäfts. Die Nachfrage nach innovativen und maßgeschneiderten Rückversicherungslösungen steigt weiter, begünstigt durch ein verändertes Kaufverhalten vieler Kunden.
Die Hannover Rück erwartet für die Vertragserneuerungsrunde zum 1. Januar 2016 einen nachlassenden Druck auf die Preise und Konditionen. Die steigende Nachfrage nach Rückversicherungsschutz sollte die Marktentwicklung insgesamt positiv beeinflussen. Rückversicherer mit exzellentem Rating dürften hier profitieren, da die Zedenten in punkto Bonitätsanforderung noch anspruchsvoller geworden sind. Angesichts ihres unverändert exzellenten Ratings und der in vielen Märkten guten Marktposition erwartet die Hannover Rück für 2016 positive Geschäftsmöglichkeiten. Dabei setzt das Unternehmen auf ein breit diversifiziertes Portefeuille aus hochwertigem Bestandsgeschäft, ergänzt um sich bietende Opportunitäten in Nischen und Spezialbereichen.
Wesentlicher Bestandteil des erfolgreichen Geschäftsmodells der Hannover Rück sind hierfür etablierte partnerschaftliche Kundenbeziehungen, die durch Verlässlichkeit und Stabilität geprägt sind. Über das Angebot der klassischen Rückversicherung hinaus entwickelt das Unternehmen innovative Deckungskonzepte und kann so neue Gewinnpotenziale erschließen sowie eventuelle Rückgänge beim traditionellen Geschäft ausgleichen.
Aufgrund der guten Entwicklung des laufenden Geschäftsjahres 2015 hat die Hannover Rück ihre Erwartungen nach oben angepasst. Das Unternehmen erwartet für den Konzern – auf Basis konstanter Währungskurse – ein Wachstum des Bruttoprämienvolumens von 5 % bis 10 %. Unter der Voraussetzung, dass die Großschadenbelastung nicht wesentlich den Erwartungswert von 690 Mio. EUR übersteigt und es zu keinen unvorhergesehenen negativen Entwicklungen an den Kapitalmärkten kommt, geht das Unternehmen für 2015 von einem Nettokonzerngewinn in der Größenordnung von 950 Mio. EUR aus.
Die Hannover Rück ist einer der weltweit führenden Rückversicherer. Sie betreibt alle Sparten der Schaden- und Personen-Rückversicherung und ist mit mehr als 3.500 Mitarbeitenden weltweit präsent. Das Deutschland-Geschäft der Hannover Rück-Gruppe wird von der Tochtergesellschaft E+S Rück betrieben. Gegründet 1966, wird die Hannover Rück als verlässlicher Partner für innovative Risikolösungen, ausgeprägte Kundennähe und finanzielle Solidität wahrgenommen. Die für die Versicherungswirtschaft wichtigen Ratingagenturen haben sowohl Hannover Rück als auch E+S Rück sehr gute Finanzkraft-Bewertungen zuerkannt: Standard & Poor’s AA- „Very Strong" und A.M. Best A+ „Superior".
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