Die Hannover Rück rechnet für die Vertragserneuerungsrunde zum 1. Januar 2017 mit mehr Stabilität bei Preisen und Konditionen. Geschäftsmöglichkeiten erwartet das Unternehmen neben dem wachsenden Bereich der Cyber-Risiken vor allem im Sach- und Haftpflichtgeschäft in den USA, im Bereich Kredit- und Kaution wie auch durch die Einführung risikobasierter Solvenzsysteme.
Monte Carlo, 12. September 2016:
In der weltweiten Schaden-Rückversicherung zeigt sich die Marktsituation im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert. Die Wettbewerbsintensität hält an und die gute Kapitalausstattung der Erstversicherer erlaubt weiterhin hohe Selbstbehalte. Gleichzeitig fließt mangels renditestärkerer Anlagealternativen zunehmend Kapital aus dem weiter wachsenden ILS-Bereich (u. a. Katastrophenanleihen und besicherte Rückversicherung) in den Rückversicherungsmarkt. Folglich liegt dessen Kapazität weiterhin deutlich über der Nachfrage.
Zudem drücken rückläufige Zinsen und zusätzlich Unsicherheiten auf dem Kapital- und Kreditmarkt die Renditemöglichkeiten. Gleichwohl war die Ergebnissituation für Erst- und Rückversicherer im Allgemeinen gut. Dies wurde allerdings auch dadurch begünstigt, dass die Schäden aus Naturkatastrophen in den letzten Jahren unterhalb des längerfristigen Durchschnitts lagen. Die deutlichen Preisrückgänge und Konditionsaufweichungen haben sich folglich nur in geringem Maße auf die versicherungstechnischen Ergebnisse niedergeschlagen. Durch die nach wie vor sinkenden Zinsen konnten darüber hinaus die gesunkenen Wiederanlagerenditen durch realisierte Gewinne ausgeglichen werden. Andererseits wird zunehmend deutlich, dass erhöhte Schadenbelastungen nicht mehr so einfach absorbiert werden können. Dies hat sich teilweise auch in den Ergebnissen der Rückversicherer niedergeschlagen.
„Es ist erkennbar, dass die Rückversicherer bestrebt sind, das Preisniveau nicht weiter sinken zu lassen. Dies hat bereits dazu geführt, dass sich der Preisrückgang bei den Erneuerungen im ersten Halbjahr 2016 erheblich abgeschwächt hat. In dieser Situation ist es für uns entscheidend, nur Geschäft zu zeichnen, das unseren Margenanforderungen genügt, auch wenn dies zu geringeren Prämieneinnahmen führt“, sagte der Vorstandsvorsitzende Ulrich Wallin während einer Pressekonferenz in Monte Carlo.
Für die Vertragserneuerungsrunde zum 1. Januar 2017 erwartet die Hannover Rück insgesamt mehr Stabilität bei Preisen und Bedingungen, nicht nur wegen des zunehmenden Renditedrucks, sondern auch aufgrund der deutlich angestiegenen Grundschadenlast. Hier bieten sich Räume für Ratenerhöhungen, beispielsweise in Kanada und Deutschland, nach den teils hohen eingetretenen Schäden durch Naturkatastrophenereignisse.
Auch die fortschreitende Digitalisierung bietet neue Chancen für die Versicherungsbranche. Weiter steigenden Bedarf sieht die Hannover Rück angesichts des wachsenden Gefährdungspotenzials bei Produkten zur Absicherung von Cyber-Risiken, neben den USA auch in anderen Märkten.
Für ihre drei Säulen der Schaden-Rückversicherung – die Zielmärkte, das Spezialgeschäft und die globale Rückversicherung – erwartet die Hannover Rück für die Vertragserneuerungsrunde zum 1. Januar 2017 folgende Entwicklungen:
Trotz des gestiegenen Wettbewerbs stellt sich der nordamerikanische Erstversicherungsmarkt recht stabil dar, sodass das Ratenniveau weitgehend gehalten werden kann. Die verheerenden Brände im kanadischen Bundesstaat Alberta führten zu einer Reaktion des Marktes. So zeigten die nach dem Ereignis gekauften Rückversicherungsdeckungen, dass Ratenerhöhungen durchaus möglich sind. Ratenanpassungen, besonders im Sachversicherungsgeschäft und teilweise auch bei Haftpflichtdeckungen, setzten sich vermehrt durch. Bei nicht-proportionalen Rückversicherungsprogrammen mit mehrjährigem guten Schadenverlauf erwartet die Hannover Rück tendenziell stabile Preise zur Vertragserneuerung. In der proportionalen Rückversicherung sollten die Konditionen weiterhin auskömmlich bleiben; es ist von keinen weiteren Verschlechterungen auszugehen. M&A-Aktivitäten hatten sowohl auf der Erst- als auch Rückversicherungsseite zu Neuausrichtungen geführt, von denen die Hannover Rück durch ihre langjährig etablierten Kundenbeziehungen weitgehend profitieren konnte. Diese Tendenz setzte sich fort. Insgesamt ist die Hannover Rück zuversichtlich, ihr Portefeuille weiter profitabel ausbauen zu können.
Unter Kontinentaleuropa werden die Märkte Nord-, Ost- und Zentraleuropas zusammengefasst. Der größte Einzelmarkt ist dabei Deutschland.
Deutschland: Für den deutschen Schaden- und Unfallmarkt wird von einem weiteren Wachstum ausgegangen. Neben der Kraftfahrtversicherung dürfte insbesondere die Verbundene Wohngebäudeversicherung sanierungsbedingt einen Wachstumstreiber darstellen. Nach einer Reihe von Naturkatastrophenschäden aus Vorjahren wurden beide Sparten 2016 abermals von einer Unwetterserie durch Starkregen mit örtlichen Überschwemmungen und Hagelschlägen belastet. Vor diesem Hintergrund sollte sich der Trend zu einer Verbesserung bei Naturkatastrophendeckungen, der in der vorangegangenen Erneuerung feststellbar war, fortsetzen. Wenig erfreulich sind die Entwicklungen in der schadenintensiven Industriellen Feuersparte. Die positiven Ergebnisse in den Sparten Allgemeine Haftpflicht, Hausrat und Unfall sollten allerdings dafür sorgen, dass insgesamt das deutsche Kompositgeschäft mit einer kombinierten Schaden-/ Kostenquote von knapp unter 100 % als noch auskömmlich bezeichnet werden kann. Vor diesem Hintergrund und aufgrund rückläufiger Kapitalerträge besteht keinerlei Raum für Konditionszugeständnisse in der nächsten Erneuerungsrunde.
Zentral- und Osteuropa: Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise, politische Spannungen sowie ein intensiver Wettbewerb unter den Erstversicherern in den Ländern Zentral- und Osteuropas haben die zunehmende Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Rückversicherungslösungen nicht abgeschwächt. Trotz eines starken Wettbewerbs in der gesamten Region liegen die Wachstumsraten insgesamt über dem europäischen Durchschnitt. Mittel- und langfristig sieht die Hannover Rück in diesen Märkten einen beachtlichen Zuwachs des Prämienvolumens – bei weiterhin überwiegend angemessenen Rückversicherungspreisen. Solvency II prägt das Einkaufsverhalten der Versicherungsgesellschaften, sodass weiterhin mit guten Geschäftschancen zu rechnen ist.
Der Markt für Luftfahrt-Rückversicherung befindet sich unverändert in einer weichen Phase. Insbesondere im Bereich global operierender Airlines sind trotz steigender Passagiervolumen und höherer Flottenwerte regelmäßig signifikante Prämienreduktionen zu beobachten. Die Hannover Rück rechnet aufgrund des anhaltend hohen Angebots von Erst- und Rückversicherungskapazität derzeit nicht mit einer Änderung dieser Marktlage. Obwohl die Anzahl der Raketenstarts im Raumfahrtmarkt zunimmt, besteht weiterhin Druck auf das Ratenniveau, was insgesamt zu keiner positiven Prämienentwicklung führt.
Auch der Markt für Transportrückversicherung ist weiter in der weichen Phase des Zyklus, wenngleich einige Rückversicherungserneuerungen eine gewisse Bodenbildung erkennen lassen. Die Explosion im Hafen von Tianjin, die 2015 als einziger Großschaden den Transportmarkt belastete, hat zu keiner Verhärtung auf breiter Basis geführt.
Im Bereich Meerestechnik sorgt der niedrige Ölpreis weiter für einen Rückgang der Nachfrage nach Erstversicherungsdeckung. Das Prämienvolumen dieses Teilsegments der Transportversicherung bleibt somit im zweiten Jahr in Folge deutlich unter den Höchstwerten von 2014. Da für 2016 – wie auch im vergangenen Jahr – eine Reihe von Großschäden gemeldet wurde, setzt sich der Druck auf die technischen Ergebnisse weiter fort. Solange die Überkapazitäten im Markt bestehen oder sich der Ölpreis nicht erholt, erwartet die Hannover Rück keine Verbesserung der Situation.
In der Kredit- und Kautionsversicherung steigen die Schadenquoten im Vergleich zu den Vorjahren moderat an. Besonders sichtbar ist die erhöhte Schadenlast in den Schwellenländern. Gleiches gilt auch für das Segment des Politischen Risikos. Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass sich die Preise in der Erst- und Rückversicherung eher stabilisieren. Parallel dazu kann eine stabile bis leicht steigende Nachfrage nach Rückversicherung festgestellt werden.
Das Naturkatastrophengeschäft ist noch immer durch ein Überangebot an Rückversicherungskapazitäten gekennzeichnet. Jedoch zeigte die Vertragserneuerung zur Jahresmitte in den USA, dass vereinzelt Kapazitätsengpässe auftreten, wenn die angebotenen Preisvorstellungen zu weit von denen der Rückversicherer abweichen. Das Ausbleiben von Großschäden sorgte weiterhin für Preisdruck und die lokal begrenzten Ereignisse zu Beginn des Jahres 2016 hatten keine marktübergreifenden Auswirkungen. Diese Marktbedingungen führten überraschenderweise bislang zu keinen weiteren Konsolidierungen in Form von M&As im Rückversicherungssegment; allerdings drängen einige Rückversicherer nun verstärkt in den Erstversicherungsmarkt.
Für die einzelnen Märkte erwartet die Hannover Rück folgende Entwicklungen:
Nordamerika: In den USA sind die Marktpreise auf risikoadjustierter Basis im Wesentlichen aufgrund ausgebliebener Großschäden während der ersten Jahreshälfte weiter im einstelligen Prozentbereich gefallen. Zur Jahresmitte wurde dieser Preisverfall jedoch gestoppt und für Deckungen in Florida gab es erste sogenannte Shortfall-Platzierungen: Programme konnten hier nicht vollständig zu dem angebotenen Preis im Markt platziert werden, sodass die Prämie für einen Teil der Haftung angehoben werden musste. Ganz allgemein wird die zukünftige Preisentwicklung in den USA signifikant durch den Verlauf der diesjährigen Hurrikansaison und die allgemeine Gewinnlage der Rückversicherer geprägt sein.
Europa: Die europäischen Rückversicherungsmärkte und insbesondere das Geschäft in Großbritannien standen 2016 bislang unter deutlichem Preisdruck. Preiserhöhungen für Programme, die in den letzten Jahren schadenfrei blieben, werden vermutlich nur dann durchsetzbar sein, wenn ein grundsätzlicher Preisanstieg auf Rückversicherungsprodukte vorherrscht.
Japan: Im laufenden Jahr reduzierten sich die Preise für japanische Programme im einstelligen Prozentbereich. Gleichzeitig stieg die Nachfrage nach Rückversicherungskapazitäten. In der nächsten Erneuerungsrunde für Japan (1. April 2017) wird deshalb ein stabiles Preisniveau erwartet.
Australien/Neuseeland: Zunehmender Preisdruck und Konkurrenzkampf im Erstversicherungsgeschäft haben 2016 auch zu weiteren Preisreduzierungen im Rückversicherungsbereich geführt. Das sehr gute Rating der Hannover Rück ermöglicht es allerdings, höhere Preise als der Markt zu erzielen.
Weltweites Vertragsgeschäft
Das weltweite Vertragsgeschäft entwickelt sich je nach Markt und Region unterschiedlich.
Asiatisch-pazifischer Raum: Diese Märkte sind weiter durch einen intensiven Wettbewerb gekennzeichnet, wobei jüngste (Katastrophen-)Schäden in der Region einen dämpfenden Effekt haben. Angesichts dieser Bedingungen konzentriert sich die Hannover Rück auf ihre guten und langfristigen Kundenbeziehungen und ergänzt ihr Portefeuille nur bei ausreichender Marge.
Lateinamerika: Generell wachsen die Länder Zentral- und Südamerikas mit unterschiedlicher Dynamik weiter. Aufgrund des vorhandenen Überangebots sind Ratenrückgänge, die nach Sparte und Art der Deckung verschieden ausfallen, zu verzeichnen. Dennoch besteht in vielen Ländern Lateinamerikas nach wie vor eine verstärkte Nachfrage nach hochwertigem Schutz, sodass finanzstarke Rückversicherer Geschäft zu adäquaten Preisen verbuchen können.
Landwirtschaftliche Versicherungen: Der steigende Bedarf an Agrarrohstoffen und Nahrungsmitteln sowie die Zunahme von extremen Wetterereignissen führen insbesondere in den Schwellen- und Entwicklungsländern weiterhin zu einer höheren Nachfrage nach Erst- und Rückversicherungslösungen. Insgesamt bieten die wachsende Implementierung öffentlich-privater Partnerschaften sowie ein immer breiter werdendes Produktspektrum zunehmend Möglichkeiten, profitables Geschäft zu zeichnen.
Insurance-Linked Securities: Die Hannover Rück nutzt den ILS-Markt sowohl für den Schutz ihrer eigenen Katastrophenrisiken wie auch dazu, Versicherungsrisiken ihrer Kunden in den Kapitalmarkt zu transferieren. Dies geschieht vorrangig durch die Form der sogenannten besicherten Rückversicherung und wird ergänzt durch die Ausgabe von Katastrophenanleihen. Die Hannover Rück erwartet hier für die nächsten Jahre eine moderat wachsende Nachfrage. Darüber hinaus investiert das Unternehmen selbst auch in Katastrophenanleihen und stellt somit sicher, alle Möglichkeiten des ILS-Marktes nutzen zu können.
Strukturierte Rückversicherung/Advanced Solutions: Angesichts der Einführung risikobasierter Modelle für die Berechnung der Solvenzanforderungen auch außerhalb der Europäischen Union rechnet die Hannover Rück mit einer Ausweitung des Geschäfts. Die Nachfrage nach innovativen und maßgeschneiderten Rückversicherungslösungen steigt weiter, begünstigt durch ein verändertes Kaufverhalten vieler Kunden.
Ausblick
Die Hannover Rück rechnet für die Vertragserneuerungsrunde zum 1. Januar 2017 mit mehr Stabilität bei Preisen und Konditionen. Die Erneuerungen im Jahresverlauf zeigten, dass breit diversifizierte Rückversicherer mit exzellentem Rating, wie die Hannover Rück, hiervon profitieren können. Geschäftsmöglichkeiten erwartet das Unternehmen neben dem wachsenden Bereich der Cyber-Risiken vor allem im Sach- und Haftpflichtgeschäft in den USA, im Bereich Kredit- und Kaution wie auch durch die Einführung risikobasierter Solvenzsysteme. Die klassische Rückversicherung ist Kernkompetenz der Hannover Rück, erweitert um innovative Deckungskonzepte. Hier sind u. a. produktorientierte Kooperationen mit Erstversicherungskunden zu nennen. Insgesamt setzt das Unternehmen, wie auch im Vorjahr, auf hochwertiges Bestandsgeschäft, ergänzt um sich bietende Opportunitäten in Nischen- und Spezialbereichen.
Die Hannover Rück wird, wie auch in früheren Weichmarktphasen, unzureichend ratiertes Geschäft zur Disposition stellen; jedoch ist dem Unternehmen daran gelegen, alternative Lösungen für seine Kunden zu einem angemessenen Preisniveau anzubieten.
Angesichts der bisherigen Geschäftsentwicklung im laufenden Jahr sieht sich die Hannover Rück auf gutem Weg, ihre Jahresziele 2016 zu erreichen. Auf Basis konstanter Währungskurse geht sie von einer stabilen bis leicht zurückgehenden Bruttoprämie sowie einem Nachsteuergewinn von mindestens 950 Mio. EUR für 2016 aus. Voraussetzung ist, dass die Großschadenbelastung nicht wesentlich den Erwartungswert von 825 Mio. EUR übersteigt und es zu keinen unvorhergesehenen negativen Entwicklungen an den Kapitalmärkten kommt.
Die Hannover Rück ist einer der weltweit führenden Rückversicherer. Sie betreibt alle Sparten der Schaden- und Personen-Rückversicherung und ist mit mehr als 3.500 Mitarbeitenden weltweit präsent. Das Deutschland-Geschäft der Hannover Rück-Gruppe wird von der Tochtergesellschaft E+S Rück betrieben. Gegründet 1966, wird die Hannover Rück als verlässlicher Partner für innovative Risikolösungen, ausgeprägte Kundennähe und finanzielle Solidität wahrgenommen. Die für die Versicherungswirtschaft wichtigen Ratingagenturen haben sowohl Hannover Rück als auch E+S Rück sehr gute Finanzkraft-Bewertungen zuerkannt: Standard & Poor’s AA- „Very Strong" und A.M. Best A+ „Superior".
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