Massive Auswirkungen auf die Wirtschaft

Politische Landschaft im Umbruch

Geopolitische Risiken gewinnen insgesamt an Bedeutung, da das Ungleichgewicht einer polarisierten Welt zunimmt.

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Insbesondere seit dem Ausbruch des Krieges zwischen Russland und der Ukraine im Jahr 2022 ist die globale geopolitische Landschaft dramatischen Veränderungen unterworfen. Ein weiterer wichtiger Konfliktherd sind die zunehmenden Streitigkeiten zwischen China und den Vereinigten Staaten von Amerika. Die zunehmenden Spannungen haben massive Auswirkungen auf alle Bereiche der Wirtschaft.

Die Verschiebung der politischen Landschaft wird als eines der größten Risiken angesehen, mit denen die (Rück-)Versicherungsbranche umgehen muss. Betrachtet man andere aufkommende Risiken, so fällt auf, dass es viele Verbindungen zwischen diesen Risiken und den Bedrohungen gibt, die sich aus der Veränderung der politischen Landschaft ergeben. Besonders sind hier zu nennen:

  • Ressourcenmanagement (unsichere Versorgung mit Wasser, Nahrung und Energie)
  • Risiken in der Lieferkette
  • Organisiertes Verbrechen und Terrorismus (durch staatliche Akteure)
  • Cyber-Kriminalität (durch staatliche Akteure)
  • Umweltrisiken
  • Unterbrechungen kritischer Infrastrukturen

Für sich genommen können die genannten neu auftretenden Risiken als Kumulierungsrisiken oder sogar als systemische Risiken betrachtet werden.

Die Folgen für die (Rück-)Versicherungswirtschaft sind vielfältig:

  1. Bei der Betrachtung möglicher Schadenszenarien, die sich aus der zunehmend herausfordernden geopolitischen Lage ergeben, darf neben den bewusst eingegangenen Deckungsverpflichtungen auch der politische Einfluss bzw. Druck auf die Versicherungswirtschaft nicht außer Acht gelassen werden, insbesondere auch in Kombination mit vermeintlich ausgeschlossenen Gefahren und Risiken, wie z.B. Krieg. Ein Beispiel hierfür ist die Deckung von Transportrisiken im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg. Auch bei umfassendem strategischem Risikomanagement und vermeintlich sicheren Ausschlussformulierungen ist nicht auszuschließen, dass Versicherer und Rückversicherer weiterhin auf allen Ebenen (politisch, gerichtlich und aufsichtsrechtlich) unter Druck gesetzt werden, Leistungen zum Wohle der Gesellschaft zu erbringen, zu denen sie eigentlich nicht verpflichtet wären.
  2. Der zunehmende Protektionismus und der wachsende Nationalismus führen zu einer immer stärkeren Regulierung und Einschränkung des internationalen Handels, was sich auch auf die (Rück-)Versicherungswirtschaft auswirkt.
  3. Nationale und internationale Sanktionen, die in ihrer Strenge und Auslegung variieren, erschweren ein korrektes Handeln auf der (Rück-)Versicherungsseite. Von besonderer Bedeutung sind dabei immer wieder Abweichungen im Sanktionsregime der EU von der Sanktionspraxis der USA.
  4. Sowohl Erst- als auch Rückversicherer agieren deutlich vorsichtiger und risikoaverser, was die Deckung spezifischer Exponierungen wie Kriegsrisiken angeht. Die Durchsetzung entsprechender Ausschlüsse könnte dazu führen, dass bestimmte Gefahren nicht mehr oder nur noch eingeschränkt versicherbar sind, weil es schlicht an der notwendigen Kapazität fehlt. Daraus könnte sich die Notwendigkeit staatlicher Intervention in Form der Bildung weiterer staatlich geförderter Pools oder einer Erweiterung bestehender Pools für Extremszenarien ergeben.
  5. Nicht nur die aktuellen Kriege und latenten Konflikte in der Welt werden die Erst- und Rückversicherungswirtschaft in Zukunft vor weitere große Herausforderungen stellen. Die bereits seit längerem in vielen Ländern zu beobachtenden sozialen und sozioökonomischen Spannungen und Konflikte haben sich in den letzten Jahren noch verschärft. All diese Entwicklungen haben bereits dazu geführt und werden aller Wahrscheinlichkeit nach auch in Zukunft dazu führen, dass größere Schadensereignisse im Zusammenhang mit zivilen Unruhen, die im Allgemeinen durch Policen für Streiks, Unruhen und zivile Unruhen gedeckt sind, häufiger auftreten werden.

Mehr denn je kommt es darauf an, sich proaktiv mit einem breiten Spektrum von Extremszenarien und systemischen Risiken auseinanderzusetzen und der Frage nachzugehen, wie die (Rück-)Versicherungswirtschaft ihnen begegnen will. Es müssen sorgfältige Analysen und strategische Risikomanagemententscheidungen getroffen werden, um Unternehmen vor dem nächsten "schwarzen Schwan" zu schützen, sowie vor Szenarien, die bisher als eher theoretisch galten.

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