Asbestschäden nehmen in Europa und den USA ab, haben jedoch erhebliches Zunahmepotenzial in Asien.
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Asbest ist eine Sammelbezeichnung für verschiedene in der Natur vorkommende, bröckelige, faserförmige Silikat-Minerale, die eine hohe Beständigkeit gegen Hitze und Korrosion aufweisen. Sie werden im Baugewerbe sowie in der industriellen Fertigung verwendet, u. a. zur Dämmung von Rohrleitungen und Kanälen, als Feuerhemmer im Brandschutz, in Brems- und Kupplungsbelägen, in Beton sowie in Vinylbodenbelägen.
Üblicherweise gelangen Asbestfasern über die Atemwege in den Körper, wo sie einen chronischen Entzündungsprozess hervorrufen und im Laufe der Zeit zur Versteifung des Lungengewebes durch faserige Ablagerungen führen. Die dadurch verursachte Atemnot ist das Leitsymptom der asbestbedingten Lungenkrankheit Asbestose. Die Anzeichen und Symptome der Asbestose zeigen sich in der Regel erst Jahre nach der Asbestaufnahme. Nach deren Erscheinen verschlechtert sich aber häufig der Zustand und kann bei weiterer Asbestaufnahme zu Invalidität und sogar zum Tod führen.
Bei fortgesetzter Asbesteinwirkung kann sich ein bestimmter Lungentumor, das Pleuramesotheliom, ausbilden. Die Prognose dieser Erkrankung ist fast immer schlecht: Die meisten Untersuchungen ergeben eine mediane Überlebenszeit von weniger als einem Jahr nach der Diagnose. Die Entwicklungszeit zwischen Erstaufnahme und Diagnose beträgt 20 bis 40 Jahre. In circa der Hälfte aller Fälle ist jedoch keine Asbestexposition nachweisbar, und die Ursache bleibt unerkannt. Das Risiko der Erkrankung an Asbestose und Mesotheliom ist bei Personen am größten, die über mindestens 10 Jahre Asbest ausgesetzt waren, wie zum Beispiel Beschäftigte bei der Förderung oder Verarbeitung von Asbest oder der Herstellung und dem Einbau von Asbesterzeugnissen.
Die vorgenannten Gesundheitsrisiken haben in fast allen Industrieländern zu zahlreichen Schadenersatzansprüchen und gerichtlichen Auseinandersetzungen geführt. Gerichtsverfahren wegen Asbestschäden bildeten die längste und teuerste Zivilprozessreihe in der Geschichte der USA. Alleine dort werden die Gesamtkosten der gerichtlich geltend gemachten asbestbedingten Schadenersatzansprüche auf über 250 Milliarden USD geschätzt. Wegen der Gestaltung ihrer gesetzlichen Versicherungssysteme wird in den meisten Ländern Europas Schadenersatz für asbestbedingte Gesundheitsbeeinträchtigungen aus einem Fonds gewährt.
Der Hauptanteil des Weltmarkts für Asbest dürfte auf Asbestzementprodukte entfallen. Die weltweite Produktion ist im Laufe der Jahre zurückgegangen, dürfte aber in naher Zukunft aufgrund der anhaltenden Nachfrage nach Asbesterzeugnissen in einigen Regionen der Welt konstant bei etwa 1,3 Mio. Tonnen bleiben.
Im Jahr 2023 war Russland der mit Abstand größte Produzent (48 %), gefolgt von Kasachstan (20 %), China (15 %) und Brasilien (14 %).
Der Handel und die Verwendung von Asbest sind inzwischen in vielen Ländern verboten. Dennoch wird Asbest in den verschiedenen Regionen der Welt weiterhin in unterschiedlichem Umfang verbraucht, wobei der größte Teil des jährlichen Asbestverbrauchs auf Asien und den Nahen Osten entfällt.
Auf die (Rück-)Versicherungswirtschaft können Schadenfälle aus verschiedenen Sparten zukommen. Insbesondere in der Produkthaftpflicht, Arbeitgeberhaftpflicht, Arbeitsunfallversicherung und D&O besteht das Risiko größerer Schäden. Künftig ist eine Zunahme der asbestbezogenen Gerichtsverfahren vor allem in den wichtigsten Abnehmerländern zu erwarten. In diesen Ländern sind die Verwendung und/oder Gewinnung von Asbest zulässig und die Arbeitsplatzsicherheitsnormen sind gänzlich oder teilweise mangelhaft. Wegen der lückenhaften Gesundheitsstatistik und der langfristigen Auswirkungen von Asbest auf die Gesundheit ist in diesen Ländern in den kommenden Jahrzehnten eine hohe Belastung mit asbestbedingten Krankheiten und Todesfällen zu erwarten. Demgegenüber hat die Epidemie in den Ländern Europas und in den USA den Höhepunkt bereits überschritten.
Vor einigen Jahren kam die Frage der Asbestkontamination in anderen Produkten auf. Es wurde diskutiert, ob Talkumpuder möglicherweise mit Asbest kontaminiert sein und somit nach der Verwendung Krebs verursachen könnte. Das Nationale Krebsinstitut der USA kam zu dem Schluss, dass die derzeitigen Erkenntnisse keinen Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber Talkum im Dammbereich und einem erhöhten Risiko für Eierstockkrebs belegen. Die American Cancer Society und die britische Stiftung Cancer Research UK kamen zu ähnlichen Einschätzungen. Dennoch verurteilte 2018 ein Geschworenengericht im US-Bundesstaat Missouri ein US-Unternehmen zur Zahlung von 4,7 Mrd. USD an 22 Frauen, die beklagten, dass die auf Talk basierenden Produkte des Unternehmens, einschließlich Babypuder, Asbest enthalten und bei ihnen Eierstockkrebs verursacht haben.